Arbeiten als Privatdozent:in – Voraussetzungen, Aufgaben, Perspektiven (2024)

Lehrbefähigung, Lehrbefugnis, Titellehre

Zu unterscheiden ist im Zusammenhang mit dem Privatdozententitel zwischen der Lehrbefähigung und der Lehrbefugnis:

  • Die Lehrbefähigung (Facultas Docendi) wird automatisch mit der Habilitation erreicht.
  • Die Lehrbefugnis (Venia Legendi) berechtigt zur Lehre an einer bestimmten Hochschule und wird entweder automatisch mit der Habilitationsurkunde oder auf Antrag von der Fakultät verliehen.

Den Titel des Privatdozenten oder der Privatdozentin darf nur führen, wer die Lehrbefugnis erreicht hat. Mit der Lehrbefugnis sind Privatdozent:innenzur sogenannten Titellehre verpflichtet. Das bedeutet, dass sie eine Mindestanzahl an Lehrveranstaltungen – meist zwei Semesterwochenstunden – an ihrer Hochschule abhalten müssen. Tun sie dies über einen längeren Zeitraum nicht, sind sie zwar nach wie vor habilitiert, verlieren aber die Lehrbefugnis und damit den Titel Privatdozent:in, der die Voraussetzung für eine Professur ist.

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Privatdozent:innen in Österreich und der Schweiz

Den Privatdozenten-Titel gibt es auch in Österreich und der Schweiz. In Österreich wurde bis 2003 mit der Habilitation die Lehrbefugnis an sogenannte Universitätsdozent:innen (Univ. Doz.) verliehen. Im darauffolgenden Jahr wurde der Begriff des Privatdozenten und der Privatdozentin eingeführt, um künftig eine Verwechslung mit dem Amtstitel des oder der (verbeamteten!) Universitätsprofessors oder -professorin zu vermeiden.

In der Schweiz kann Privatdozent:in werden, wer – je nach Kanton mit der Habilitation oder auf Antrag – die Lehrbefugnis (Venia Legendi) erworben hat. An Privatdozent:innen können Fakultäten hier anschließend den Ehrentitel des Titularprofessors oder der Titularprofessorin verleihen, der dem deutschen Honorarprofessor entspricht.

Auf dem Weg zur Professur: Arbeiten als Privatdozent:in

Promotion, Habilitation, Privatdozentur – was nun? Die meisten jungen Wissenschaftler:innen streben eine Professur an. Auf dem Weg dorthin, der durchaus einige Jahre dauern kann, gilt es für Privatdozent:innen, nicht nur auf den Erfolg ihrer Anträge für Drittmittelprojekte zu bauen und so die Zeit zu überbrücken. Diese Phase ihrer wissenschaftlichen Karriere sollten Privatdozent:innen so sinnvoll wie möglich nutzen, um so die persönlichen Chancen auf einen Professorenposten zu erhöhen.

4 Tipps für die Zeit nach der Habilitation

  • Lehrerfahrung sammeln: Sofern die Venia Legendi – die Lehrbefugnis – nicht bereits mit der Habilitation erworben wurde, ist ein entsprechender Antrag empfehlenswert. So dürfen Sie an Hochschulen lehren und sammeln wertvolle Lehrerfahrung.
  • Netzwerk ausbauen: Forschung ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, über den Tellerrand hinauszuschauen. Knüpfen Sie Kontakte und erweitern Sie Ihr (nationales und internationales) Netzwerk. Das kann sich auf Ihre akademische Karriere durchaus günstig auswirken.
  • Profil mit Referenzen schärfen: Arbeiten Sie kontinuierlich an Ihrem wissenschaftlichen Profil, also der thematischen Ausrichtung Ihrer Forschung, zum Beispiel durch Veröffentlichungen, Fachvorträge oder Auslandsaufenthalte.
  • Stipendien: Ein Stipendium kann helfen, die eigene Forschung fortzusetzen und die wissenschaftliche Reputation weiter zu steigern. Prüfen Sie Ihre Optionen hinsichtlich entsprechender Förderprogramme – ein Beispiel ist etwa das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Gehalt und Karriereperspektiven von Privatdozenten und Privatdozentinnen

Hinsichtlich der Gehaltsfrage stellen Privatdozent:innen einen Sonderfall unter den Hochschullehrkräften dar, denn sie stehen – wie auch außerplanmäßige Professor.innen – in keinem Beschäftigungs- oder Dienstverhältnis mit ihrer Hochschule. Für ihre Arbeit bedeutet das: Sie sind zwar zum Abhalten von Lehrveranstaltungen verpflichtet, können dabei aber weder auf die Ressourcen der Hochschule zurückgreifen noch erhalten sie dafür eine Entlohnung.

Die Vorlesungen und Seminare führen sie völlig selbstständig und eigenverantwortlich durch, inklusive der Erstellung des benötigten Arbeitsmaterials. Sofern Privatdozent:innen nicht zusätzlich in einem Anstellungsverhältnis stehen, etwa als wissenschaftlicher Mitarbeiter:innen, Lehrbeauftragte oder in einer nebenberuflichen Tätigkeit, arbeiten sie unentgeltlich. Entsprechend prekär sind oft die Lebensverhältnisse.

Plan B statt Professur

Doch grundsätzlich gilt zu beachten: Professorenstellen sind sehr rar. Wer diesen Weg einschlägt, sollte sich darauf einstellen, unter Umständen viele Jahre mit wenig Gehalt auskommen zu müssen. Viele Privatdozent:innen finanzieren sich jahrelang über Hartz IV oder das Gehalt des Partners, um am Ende doch nicht ans geplante Karriereziel zu kommen.

Viele Pflichten, dabei kaum Rechte und eine prekäre finanzielle Situation mangels Dienstverhältnis – auf der sicheren Seite ist, wer sich den schwierigen Karriereperspektiven in der Wissenschaft von Beginn an bewusst ist und einen Plan B für die wissenschaftliche Karriere im Gepäck hat. Das kann für Privatdozent:innen entweder der Schritt in die Selbstständigkeit oder in die freie Wirtschaft sein. Im zweiten Fall sind frühzeitig geknüpfte Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern nützlich und empfehlenswert.

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Author: Kareem Mueller DO

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